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Nullnummer in London

Mittwoch, 27. April 2005

Von Andreas Alf

[1] Liverpool FC hat einen ersten Schritt zur ganz großen Überraschung gemacht. Im Halbfinal-Hinspiel der UEFA Champions League holten die Reds ein torloses Unentschieden bei Chelsea FC. In einer auf überschaubarem Niveau gespielten Partie an der ausverkauften Stamford Bridge verdiente sich die Mannschaft von Trainer Rafael Benítez das Remis mit einer couragierten Leistung und sicherte sich damit eine glänzende Ausgangsposition gegen den Turnierfavoriten für das Rückspiel.

Robben auf der Bank

[2] Der auf die Trainerbank der Blues zurückgekehrte José Mourinho entschied sich, den erst kürzlich seine Verletzung auskurierten Arjen Robben nicht von Beginn an spielen zu lassen. Zudem gab er Tiago Cardoso Mendes den Vorrang vor Damien Duff. Bei Liverpool setzte Benítez mit Torjäger Milan Baroš sowie den Spaniern Xavi Alonso und Luis Garcia erwartungsgemäß auf eine kontrolliert offensive Ausrichtung.

Gudjohnsen im Pech

[3] Sicherheit hatte oberste Priorität in den Anfangsminuten des englischen Duells. Die Anspannung war sowohl bei Chelsea als auch in Reihen der Liverpooler spürbar, so dass der Rasen nicht mehr als ein Schauplatz taktischen Abtastens war. Erst nach 14 Minuten die erste Torszene Didier Drogba drang mit unnachahmlicher Dynamik in den Strafraum und gab mit links scharf nach innen, doch die Grätsche des heranstürmenden Eidur Gudjohnsen kam um Bruchteile von Sekunden zu spät.

Tempo verschärft

[4] Die Einschussmöglichkeit des Isländers ließ auch die Gäste aufwachen. Nur vier Minuten später setzte Steven Gerrard sehenswert Jon Arne Riise in Szene, der nach feiner Einzelarbeit aus sieben Metern frei zum Schuss kam, aber kläglich an Schlussmann Petr Cech scheiterte. Im Gegenzug machte es Frank Lampard nicht besser, als William Gallas von links zum Flanken kam, Joe Cole am langen Pfosten per Kopf abtropfen ließ und der Chelsea-Spielmacher den Ball per Direktabnahme aus sechs Metern mindestens ebenso weit über den Querbalken drosch.

Reds bleiben gefährlich

[5] Fortan wurde Liverpool mehr in die Defensive gedrängt, da das Mourinho-Ensemble mit streckenweise durchaus gelungenen Kombinationen das Spiel zu diktieren begann. Doch es war Gerrard, der die Platzherren mit brillanten Blitzideen immer wieder in Verlegenheit brachte. Nach 38 Minuten legte er aus dem Halbfeld vorbildlich Baroš das Leder auf den Kopf, doch der Tscheche fand in seinem Landsmann Cech seinen Meister.

Robben sorgt für Schwung

[6] Chelsea musste mehr tun. Mourinho reagierte und brachte zehn Minuten nach dem Seitenwechsel Robben, um das Spiel über die Flügel zu forcieren. Doch die Reds profitierten davon, dass die Platzherren nun den ersten Treffer erzwingen wollten, denn so bot sich ihnen immer wieder Platz für Konter, die zumeist über den äußerst engagierten Riise gefahren wurden.

Cissé verpasst

[7] Nach 68 Minuten hätte der kurz zuvor eingewechselte Djibril Cissé zum Mann des Abends für Liverpool werden können. Der Franzose tauchte urplötzlich völlig frei im Strafraum der Gastgeber auf, entschied sich aber, zu früh aus halbrechter Position den Abschluss zu suchen und verfehlte das Gehäuse deutlich. Das Team von Benitez merkte nun, dass sich die Blues als durchaus schlagbar präsentierten, und wurde selbstbewusster.

Chelsea enttäuschend

[8] Zu mehr als einem weiteren erfolglosen Konter über Cissé reichte es jedoch nicht mehr. Da Chelsea insgesamt mit zu statischem Spiel auf ganzer Linie enttäuschte, hatten die mitgereisten Liverpooler Fans allen Grund zur Freude über ein verdientes Remis, das sie wie einen Sieg feierten. An der Anfield Road stehen den Reds im Rückspiel nun alle Chancen für den Weg zum Finale nach Istanbul offen.

Liverpools John Arne Riise (rechts) im Kopfballzweikampf mit Tiago